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... und zwei Tage im Juli

1950

  • 10. Juli, Montag:  Nach einem Hindernislauf über Kindberg, Wartberg, Kapfenberg, Thörl zum Bodenbauer. Um 16.45 Uhr komme ich endlich hinein. Ohne langes Überlegen steige ich durch das Trawies-Bachbett auf. Teuflische Schwüle, ringsum graues Gewölk, nur über dem Schwaben ist es noch sauber. Völlig erledigt komme ich zur Trawiesalm. Heftige Windböen stürzen aus dem Kar unter der Stangenwand herab. Inzwischen braut sich ein Gewitter zusammen. Trotzdem gehe ich weiter. Am G´hacktbrunn geht es los: der Festlbeilstein ist graugrün verhängt und im Süden fächern gewaltige Blitze durch die Wolken. Total durchgeschwitzt hocke ich abwartend unter einen Felsblock. Bald rinnt aber von allen Seiten schon das Wasser herunter. Entnervt stolpere ich durch den Schutt weiter bergauf.

    Im G´hackten finde ich nach zwei Dritteln des Anstiegs unter einem Überhang an der linken Schluchtseite ein trockenes Felsloch. Dröhnend rollt der Donner durch die Kare der Südwand, an den Halteseilen der Sicherung zischen Blitze hinab.

    Zwei Rosenkränze lang bleibe ich sitzen, dann spüre ich meine Füße kaum mehr, außerdem ist es empfindlich kalt geworden. Ich riskiere es, weiterzugehen, halte mich aber abseits von den Eisensicherungen. Durch den Rest des G´hackten geht es ganz gut, nur das Geröll ist ständig in Bewegung. Wasser schießt in Bächen herab und füllt meine Schuhe, aber die Gummisohlen haften ausgezeichnet.

    Am Eichhornkreuz weht es schwarz durch die Scharte, eine scharfe Brise stürzt sich auf mich. Bis zu Fleischerhütte ist es ganz arg, einen Augenblick verschnaufen, Handschuhe heraus, weiter. Das Unwetter tobt jetzt draußen über dem Seeberg, nur der Sturm hängt sich weiter an mich. Der Boden ist glitschig, die Sicht sehr schlecht. Aber ich fühle mich schon wieder sicher. Um Viertel nach acht bin ich am Schiestlhaus, durchnässt und steifgefroren, aus den Schuhen trieft das Wasser. Die wenigen Gäste in der Hütte starren mich an, als sähen sie ein Gespenst. 
  • 11. Juli, Dienstag: 8.00 Uhr. Die Lage hat sich nicht wesentlich gebessert.  

    Gestern im Werk habe ich zum ersten Mal das Gipfelkreuz fast schon fertig montiert gesehen; Ich hoffe, dass wir es auch gut heraufbringen.

    Gegen Mittag: Das nächtliche Fieber ist weg, nur Wind und Nebel sind geblieben. Ich werde versuchen; zur Häuselalm abzusteigen. Mühsame Wanderung bei teilweise empfindlich kaltem Wind; seit der letzten Fahrt große Veränderungen, denn jetzt ist die Gegend völlig schneefrei. - Kurz auf der Sackwiesenalm, ab zum Bodenbauer.

Bodenbauer

G´hackte

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